5697 | Auf ins Kaff KFAR
This installation entitled „5697“ imagines the „integrated“ „German“ home of the Löwenstein/Goldstein family in Syke, Germany. The name is taken from the Jewish Calendar Year that the Löwenstein/Goldstein family fled from Syke. The objects are built from archived photos and oral histories.
Statement written by curators Elianna Renner and Nicole Geise:
Die Kunsterlin Ali Shrago-Spechler setzte sich mit der Geschichte einer jüdischen Familie im Syker Alltag auseinander und verarbeitete biographische Fragmente in einer Rauminstallation. Bei dem Titel 5697 handelt es sich um das jüdische Kalendarjahr 1937, das Jahr, in dem die Familie Löwenstein ihre Wohnung in der Herrlichkeit 13 in Syke verlassen musste. 1933 begannen die Repressalien und Boykotte gegen die Juden in ganz Deutschland. Mit der Aufstellung der "stürmerkasten" 1935 werden die Namen der jüdischen Sykerinnen zur Shau gestellet. Waren die Löwensteins bis dahin noch unbehelligt geblieben, änderte sich dies abrupt. Siegfried Löwenstein erhielt im ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz. Grund dafür war, dass er Heinrich Vehring, dem damaligen Leiter der AOK, das Leben rettete. Heinrich Vehring, der Großvater des Syker Künstlers Fritz Vehring, unterstûtzte die Familie gegen die alltäglichen Repressalien. 1937 zog die Familie nach Bremen. Von Bremen wurden Dora, Siegfried und seine Schwester Johanne 1941 nach Minsk deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Sie wurden mutmaßlich Opfer der Massenerschießungen im Juli 1942. Die Tochter Grete war 1938 nach Westerkappeln bei Osnabrück umgezogen, um sich dort im Kibbuz Westerbeck auf die Auswanderung nach Palàstina vorzubereiten. Sie zog 1938 nach Gelsenkirchen und heiratete dort Friz Goldschmit. Ihre Versuche, gemeinsam nach England oder in die USA zu emigrieren, scheitereten. Im Januar 1942 wurde sie in das Ghetto Riga deportiert und im Oktober 1944 im KZ Stutthof bei Danzing ermordet. Die aus Pappe hergestellten Elemente sind Stellvertreter der Objekte, die die Lücken und die Abwesenheit der Löwensteins zu visualisieren versuchen. Das Arrangement weist auf einen assimilierten jüdisch-deutschen Haushalt hin und lädt die Besucherinnen dazu ein, die Hinterlassenschaften vorsichtig zu erkunden. Dadurch entsteht ein sehr sensibler Moment zwischen arm ist, entsteht eine Diskrepanz aufgrund der materiellen und historischen Fragilität. Die Arbeit nimmt die biografische Spurensuche auf, während Besucherinnen gleichszeitig über den aus Pappmaché gebauten Boden laufen und ihre Spuren hinterlassen. Die individuellen Spuren verschmelzen zu einer kollektiven Spur.